Sonntag, 3. Dezember 2017

Zeit

Schenk uns Zeit,
schenk uns Zeit,
Zeit aus deiner Ewigkeit!

Seit Tagen summt dieses Verschen in mir.
Passt ja auch: Zeit und Ewigkeit.
Eben war Ewigkeitssonntag.
Jetzt hat ein neues Kirchenjahr begonnen.
Es ist Advents-Zeit.

Und ich fühle mich beschenkt mit Zeit.

Das ist paradox. Schien mir doch gerade noch die Zeit wie abgeschnitten, radikal verkürzt auf – nun ja, sagen wir mal: Monate, die ich wahrscheinlich noch zu leben habe; mit besten medizinischen Erfolgen und viel Wunder-Segen noch wenige Jahre.

Aber stattdessen habe ich jetzt viel mehr Zeit als zuvor:

  • Zeit für Gespräche und Gedanken, hin und her, zum Teil mit Freunden, alten Bekannten, mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, und mit anderen, die mir schon immer nahe waren.
  • Zeit zum Lesen, Nachdenken, Beten.
  • Zeit zum Schlafen, Spielen, Spazierengehen, Seriengucken, Musikhören.
  • Zeit zum Reden, Schweigen, Lachen, Weinen, Scherzen, Herzen mit der Frau, die mir Gott in mein Leben gegeben hat.
  • Zeit, einfach da zu sein, dankbar fürs Da-Sein.
So müsste Advent sein, habe ich immer mal gedacht: Eine Zeit mit ganz viel Zeit.
Besinnlich, so wünschen wir uns das.

Für mich als Pfarrer war die Adventszeit selten besinnlich, und immer zu kurz.
Außer vor ein paar Jahren, als ich schon mal krank war im Advent.
Da habe ich einen Web-Adventskalender gemacht. (Leider ist der nicht mehr verfügbar.)
Dazu habe ich in diesem Jahr nicht genug Energie.
Aber das macht nichts.

Ich habe Zeit.
Zeit für mich, Zeit für andere, Zeit für Gott.
Zeit von Gott. Zeit aus Gottes Ewigkeit.
Das ist Gnade.

Ich wünsche Euch bzw. Ihnen, liebe Leser, ganz viel geschenkte Zeit in dieser kurzen Adventszeit.
Zeit, in der Gottes Ewigkeit aufleuchtet. 

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